Der Traum eines Skippers ist es sicher nicht, wenn das eigene Boot mitten im schönsten Sommer hoch und trocken an Land steht. Während wir an unserem Gaffelkutter „Lille Bjørn“ gerade den Rumpf sanieren, können wir uns immer mal wieder von den Vorzügen des erhöhten Ausgucks überzeugen.
Vor ein paar Tagen arbeitete ich noch spätabends an Deck, als mein Blick zufällig auf einen Dreimaster fiel, der den Eindruck machte, gerade vor dem Osthafen vor Anker zu gehen. Ein eher ungewöhnlicher Anblick selbst im Seequartier von Mariehamn, das der Heimathafen traditioneller Schiffe und Boote auf Åland ist. Ich beobachtete die Szenerie einen Moment, aber da sich nicht viel tat, wandte ich mich wieder der Arbeit zu, um noch die letzte Resthelligkeit des Tages ausnutzen zu können. Um so größer war aber mein Erstaunen, als das Schiff nach vollendeter Arbeit wie von der Bildfläche verschwunden war. Der „fliegende Holländer“ auf Sommertournee?
Am nächsten Morgen lag der Fokus wieder auf den Arbeiten an unserem Schiff. Da sich die Besucher im Seequartier frei bewegen können, werden wir immer wieder zu unserem Projekt befragt. So auch am Nachmittag von ein paar Franzosen. Als sie sich verabschiedeten, luden sie uns ein, doch mal bei ihnen vorbeizukommen – auf dem Dreimaster im Osthafen. Also doch kein „fliegender Holländer“!So gönnten wir uns dann in den frühen Abendstunden eine Pause und statteten ihr einen Besuch ab – der „Rara Avis“ aus Brest, die gut versteckt hinter einer Mega-Luxusyacht lag. Wahrhaftig ein seltener Vogel (so die Übersetzung des Namens) hier in den nördlichen Breiten.
Vielen Dank an die gastfreundliche Crew, die uns das Schiff mit allen Ecken und Winkeln präsentierte. Hier ein paar Impressionen von Bord. Natürlich haben wir nicht alles fotografiert 😉
Gebaut wurde die „Rara Avis“ 1957 in den Niederlanden – zu unserem Erstaunen als Luxusyacht, wir hätten eher auf einen ehemaligen Fischer getippt. Sie ist 30 Meter lang, 7 Meter breit und geht 1,5 Meter tief. Die Segelfläche beträgt 500 qm unter voller Besegelung.
Heutzutage wird die „Rara Avis“ als Sail Training Schiff betrieben. Die Atmosphäre an Bord ist eher französisch „laissez faire“. Wer Lust hat mitzusegeln, findet weitere Informationen auf den Webseiten der Association Des Amis Du Jeudi-Dimanche.