Kennst Du die Faszination von Seekarten? Mit dem Finger über die Seekarte zu fahren und in Gedanken auf Törn zu gehen? Vorfreude ist eine schöne Freude, deswegen liebe ich es, Reisen zu planen.
Ein virtueller Törn
Als wir zum Beginn der 2000er-Jahre unsere Törns in unbekannten Revieren planten, machten wir es auf die klassische Weise: Seekarten kaufen, Revierführer kaufen, Hafenhandbücher kaufen. Noch bevor wir auf unserem Törn die erste Seemeile gesegelt waren, war schon ein Loch in der Bordkasse.
Wie sieht es heute aus im Zeitalter von Wikipedia, Tripadvisor und dergleichen Informationsquellen im Internet? Zeit für ein kleines virtuelles Experiment. Ich begebe mich auf Suche nach nautischen Informationen in einem Segelrevier, das ich persönlich noch gar nicht kenne: Kroatien. Wie wäre es z.B. mit der Insel Brač in der Nähe von Split?
Seekarten online
OpenSeaMap – die Seekarte zum Mitmachen
Wer nach Seekarten im Internet sucht, wird als erstes vermutlich auf OpenSeaMap – die freie Seekarte – stoßen. OpenSeaMap ist sozusagen die Verlängerung von OpenStreetMap. Dort, wo die Straßen aufhören, fängt OpenSeaMap an.
Mit OpenStreetMap und OpenSeaMap wird das Prinzip von Open Source auch für Karten umgesetzt. Beide Projekte verwenden dieselbe Datenbank. OpenSeaMap ergänzt die Geodaten mit nautischer Information. Diese Daten dürfen gemäß der Open Database License frei verwendet werden. Dadurch ist eine Einbindung in Druckerzeugnisse, Webseiten und Anwendungen wie Navigationssoftware möglich, ohne durch restriktive Lizenzen beschränkt zu sein oder Entgelte zahlen zu müssen.
In der Vollansicht findet man die Karte unter map.openseamap.org. In der Werkzeugleiste links oben kann man nach einem Ort suchen. Die Karte zentriert sich dann automatisch auf diesen Punkt.
Was den Segler sicher auf den ersten Blick irritiert, ist das Fehlen von Tiefenlinien – insbesondere im relevanten Flachwasserbereich. Das Problem ist, daß Geodaten zur Wassertiefe nicht frei zugänglich sind. In Europa ist es ja üblich, daß die hydrographischen Institute sich zum Teil durch den Verkauf von Kartenmaterial finanzieren müssen. Aber in Revieren, die von Freizeitschiffern viel besucht werden, ist mit der heutigen Elektronik an Bord diesem Problem recht einfach abzuhelfen. Wie Du selbst als Segler zu den Tiefenangaben auf OpenSeaMap beitragen kannst, findest Du auf der Unterseite zu den Tiefendaten auf OpenSeaMap.
In der Werkzeugleiste habe ich unter Ansicht mal die Optionen Höhenprofil, Meeresprofil und Wassertiefe (beta) aktiviert. Die Höhenprofile sind wunderbar, man erhält eine recht plastische Vorstellung von der Küste. Dahingegen beschränkt sich das Meeresprofil bislang auf eine 100m-Tiefenlinie. Die grüne Linie links stammt augenscheinlich von einem Törn, auf dem Tiefendaten erhoben wurden. Mangels Datenmenge ist die Option Wassertiefe zumindest hier nicht weiter nützlich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Navionics – kommerziell, aber frei
Auf der Seite des österreichischen Hochseeverbands stieß ich bei meiner weiteren Suche auf einen interessanten Hinweis: Alle Seekarten weltweit gratis zur Törnplanung. Der Link zur Webapp von Navionics ist etwas versteckt unter der Weltkarte.
Die Online-Seekarte von Navionics zentriert sich automatisch auf Deinen aktuellen Internetstandort (vermutlich laut IP-Adresse). Leider enthält die Karte keine Werkzeugleiste mit Suchfunktion, so daß man von Hand in ein anderes Revier navigieren muß.
Navionics wird nachgesagt, das weltweit größte Archiv an Meeres- und Seekarten zu haben. Um aktuelle Tiefenangaben zu erhalten, greift auch Navionics auf die Hilfe seiner Community zurück und verbessert seine Karten dann mit der Technik Sonar Charts. Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Im zweiten Teil des Artikels werfe ich einen genaueren Blick auf Hafen- und Revierführer im Internet.
Absolut coole Sache, das mit den nicht vorhandenen Tiefen ist nicht weiter tragisch, da man diese ja dann auf den Seekarten am Schiff hat. Aber für die Planung ist es perfekt.
Auch das Sammeln von Tiefendaten für OpenSeaMap erscheint mir gar nicht so kompliziert im Hinblick darauf, was an Elektronik heutzutage an Bord mehr oder weniger Standard ist:
Wassertiefen für OpenSeaMap sammeln
Gerade der Winter bietet ja eine gute Gelegenheit, sich schon mal in das Technische zu vertiefen, so daß man in der nächsten Segelsaison auf seinen Törns die Tiefendaten im Vorbeisegeln einfach abspeichert. Und schaden kann es ja sowieso nichts, mit seiner Bordelektronik auf Du und Du zu sein 😉
Uff 2013, beinahe hätte ich 3012 geschrieben. Nö Gute Sache, aber Karten sollte man/frau doch haben. Somit zurück zum Startblock……